Verkaufte Lifte
Drei Lifte werden am Hausberg der Brixner, der Plose, höchstwahrscheinlich abgebaut und verkauft – und das bereits am Ende dieser Wintersaison. Handelt es sich hierbei um eine Trotzaktion, oder ist dies ein notwendiger Schritt, um die Zukunft der Plose zu sichern?
von Peter Natter
„Noch nicht“ ist die Antwort von Alessandro Marzola, Präsident der Plose AG, auf die Frage, ob er den Sessellift auf der Halbtrametsch schon verkauft hat. Vor zehn Jahren war die Errichtung des Sessellifts im oberen Teil der Trametsch ein Riesenerfolg und eine Aufwertung des gesamten Plose-Skizirkus‘. Doch jetzt scheint der Lift bereits seine letzten Runden zu drehen. „Zu 70 Prozent wird der Lift am Ende der heurigen Skisaison abgebaut und verkauft.“ Und es wird nicht der einzige Lift sein, der den geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen zum Opfer fallen wird. „Wir werden drei Lifte abbauen müssen, um eine neue Kabinenbahn auf die Pfannspitze realisieren zu können“, erklärt Marzola, „sofern die Kabinenbahn vom Land genehmigt und gefördert wird.“
Bei den drei Liften handelt es sich zum einen um den Sessellift auf der Halbtrametsch, zum anderen um die zwei Sessellifte auf der Pfannspitze. Die zukünftige Gondel auf der Pfannspitze bringt den entscheidenden Vorteil, dass sie auch im Sommer benutzt werden kann. Die Stärke der Plose ist der Sommer, dessen ist sich Marzola bewusst: „Leider haben wir den Anschluss im Winter gegenüber den anderen Skigebieten schon verloren. Die Sommerangebote können wir mit wenig Geld erheblich steigern.“
Für Marzola war der Sessellift auf der Abfahrtspiste der Plose alles andere als ein Erfolg: „Dieser Lift war sicherlich eine Fehlentscheidung“. Die Erwartungen, die an den Lift gestellt wurden, haben sich schlichtweg nicht erfüllt. Das hängt laut Marzola auch damit zusammen, dass die Piste in den letzten Jahren deutlich verbessert und verbreitet wurde. Früher hatte der obere Teil der Trametsch eine starke Hangneigung, wodurch die meisten Besucher ab der Hälfte der Trametsch bereits erschöpft waren. „Jeder der heute die Hälfte der Trametsch schafft, wird keine Probleme haben, bis ganz nach unten zu fahren“, ist sich Marzola sicher. Die Halbtrametsch ist in der heurigen Saison nur zwei Tage vor der gesamten Abfahrt eröffnet worden. Das ist auf das neue Wasserbecken in der Talstation zurückzuführen, welches es ermöglicht, den unteren Teil der Trametsch leichter zu beschneien als den oberen Teil. Durch den Verkauf des nur 10 Jahre alten Sesselliftes könnte man die Schulden der Plose reduzieren, sowie das nötige Kapital für eine neue Kabinenbahn zur Pfannspitze bereitgestellt werden.
Für den Präsidenten der Plose AG ist es einerseits ein halber Schritt zurück, andererseits auch ein bedeutender Schritt nach vorne: „Damit wir uns eine Optimierung unseres Liftangebots noch leisten können, müssen wir diesen Weg einschlagen.“ Glaubt man Marzola, sieht es für die Plose AG schlecht aus, sollte dieser Schritt nicht erfolgen, denn dann ist sie nicht mehr im Stande die Investition zu stemmen, und es wird in den nächsten 10 Jahren kein Geld für einen neuen Lift zur Verfügung stehen.
Die Halbtrametsch ist sicherlich einer der am häufigsten genutzten Lifte der Einheimischen. „Die Brixner Bürger werden nicht erfreut sein über diese Entscheidung, doch dafür bekommen sie eine Kabinenbahn zur Pfannspitze.“ Somit können alle froh sein, dass es in diese Richtung weitergeht. Im Laufe der nächsten paar Monate rechnet Marzola mit 10 Interessenten aus dem In- und Ausland: „Die Rechnung muss natürlich stimmen, doch ich bin zuversichtlich, dass dies mit dieser topmodernen Anlage auch gelingt.“
Es scheint, als habe das Management die Hoffnung auf den Hausberg verloren, doch Marzola antwortet auf die Frage wie folgt: „Mit dem miserablen Start in die Skisaison werden wir heuer die Wunden lecken; eine Saison, die man nicht mehr aufholen kann. Wenn man es kurzfristig sieht, dann ist keine Hoffnung mehr in unserem Hausberg. Doch auf längerer Sicht schon. Den Brixnern ist nicht bewusst, wie viel Potenzial in der Plose steckt. Eine Trotzaktion wegen der gescheiterten Volksbefragung im September sei dies nicht, betont der Präsident der Plose AG. Das Ergebnis der Befragung im September, bei der der Bau einer neue Seilbahnverbindung vom Bahnhof Brixen zur Talstation der Umlaufbahn St. Andrä abgelehnt wurde, hätte keine Auswirkungen auf diese Entscheidung: „Es ist eine Gesamtvision, in der man modernisiert und rationalisiert.“
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