„Schlimmer als die Tiere“
Cheema Mohammad Jamil ist Präsident des Vereins „Islamic Center Brixen“. Er fordert: Die Attentäter sollen nicht mit der Religion des Islams gleichgesetzt werden – Terroristen haben keine Religion.
TAGESZEITUNG Online: Herr Jamil, wurden Sie nach dem Attentat in Paris angefeindet?
Cheema Mohammad Jamil: Nein. Darüber kann ich mich nicht beklagen. Und auch von Landsleuten habe ich nichts Derartiges gehört. Wir waren aber sehr schockiert, als wir von den Vorfällen in Paris erfahren haben. Ich bedaure aber sehr, dass man die Terroristen nun in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Islam bringt. Denn das ist falsch. Die Terroristen haben keine Religion. Ich möchte betonen: Das Islamische Zentrum Brixen lehnt jede Art von Terrorismus ohne Wenn und Aber ab. Der Islam ist eine Religion des Friedens. Im Namen des Islams einen unschuldigen Menschen zu töten, ist, wie die ganze Menschheit zu töten.
Was lehrt der Islam?
Der Islam lehrt, andere Religionen zu respektieren, damit auch unsere Religion respektiert wird. Die Terroristen sind keine Menschen. Sie sind schlimmer als Tiere. Terroristen haben keine Religion: Der Beweis dafür ist, dass sie jemanden umbringen. Sie unterscheiden nicht, ob die Person, die sie töten, muslimisch ist, oder nicht. Das Beispiel: Die Terroristen haben auch muslimische Kinder und Frauen in Pakistan und muslimische Polizisten in Paris getötet. Aus diesem Grund bitten wir auch die Medien, die Terroristen nicht mit dem Islam in Zusammenhang zu bringen. Es sind Terroristen, unabhängig von welcher Religion.
Der Gemeinderat der Lega, Massimo Bessone, fordert nach dem Attentat die Schließung der Gebetssäle…
In Brixen gibt es zwei Gebetssäle. Ich lade jeden ein, uns zu besuchen. Jeder kann sich anschauen, wie es bei uns funktioniert und wir klären gerne auf. Wir wollen Zweifel und Ängste ausräumen. Auch die Polizei kann uns gerne kontrollieren. Wir sind sehr friedliche Menschen und arbeiten gut mit der Gemeinde Brixen zusammen. Wir haben mit Stadträtin Elda Letrari eine gute Ansprechpartnerin, wenn wir Schwierigkeiten haben.
Seit wann leiten Sie das Islamische Zentrum in Brixen?
Seit zwei Jahren und bislang gab es keine Probleme.
Warum sind Sie nach Südtirol gekommen?
Aus Arbeitsgründen. Ich bin vor neun Jahren mit meiner Frau aus Pakistan gekommen. Ich wurde hier gut aufgenommen und habe auch gleich Arbeit gefunden: Ich arbeite beim Busunternehmen Pizzinini in Brixen als Busfahrer.
Interview: Erna Egger
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