Der Bettenstopp-Kompromiss
Der SVP-Ausschuss nickt den Bettenstopp im Tourismus ab: Während LH Arno Kompatscher die „vernünftige Regelung“ lobpreist, sind laut Bauern-Vertreter Franz Locher weitere Nachbesserungen notwendig.
von Matthias Kofler
Bei vier Gegenstimmen und neun Enthaltungen hat der SVP-Ausschuss – das zweithöchste Gremium der Partei – am späten Dienstagabend das von Landesrat Arnold Schuler vorgelegte Bettenstopp-Konzept im Tourismus abgesegnet. Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht von einem „klaren Ergebnis“, das Bände spreche. Der Parteiausschuss habe letztlich dem zugestimmt, was die Landesregierung schon vor Wochen vorgeschlagen habe. Es sei „weder zu Aufweichungen noch zu Verwässerungen“ des Ursprungstextes gekommen.
Wie von der SVP-Landtagsfraktion gefordert, wird im Landesgesetz explizit festgehalten, dass es beim Bettenstopp Ausnahmen geben soll. Diese Präzisierung im Gesetzestext – so Kompatscher – sei notwendig, um mithilfe der Durchführungsverordnungen bestimmte Ausnahmen vorzusehen. Der LH unterstreicht, dass der Bettenstopp nicht nur für die gewerblichen, sondern auch für die nicht-gewerblichen Betriebe (Privatzimmer und Urlaub auf den Bauernhof) gilt.
„Im Zusammenhang mit Airbnb hat es einen regelrechten Wildwuchs gegeben, weil im Grunde genommen jeder Betten für touristische Zwecke anbieten konnte – mit dem Bettenstopp schützen wir also unseren Tourismus“, sagt Kompatscher. Der Bettenstopp solle aber auch dazu beitragen, dass Wohnungen, die bislang zu günstigen Konditionen an Gäste vermietet wurden, künftig den Einheimischen zur Verfügung gestellt werden. Der vom Ausschuss genehmigte Schuler-Vorschlag sieht weiters vor, dass die Dorfgasthäuser in den historischen Ortskernen vom Bettenstopp ausgenommen werden. Strukturschwachen Gemeinden werden über das Landeskontingent weitere Betten zugewiesen. Zudem haben kleinere Familienbetriebe bei der Bettenzuweisung Vorrang. Für größere Hotels greift eine Obergrenze von 150 Betten. „Eine vernünftige Lösung“, zeigt sich Kompatscher überzeugt.
Am heftigsten wurde parteiintern über den Bettenstopp für den Urlaub auf den Bauernhof gestritten. Der erzielte Kompromiss sieht vor, dass die Zimmervermietung und der UaB auf zwei Betten pro Zimmer bzw. drei Betten pro Wohnung begrenzt werden. Generell ausgenommen vom Bettenstopp ist die Berglandwirtschaft. Eine weitere Ausnahme gibt es für Obst- und Weinbetriebe mit 1,5 bis 6 Hektar. „Betriebe, die Zimmer als Zu- und Nebenerwerb vermieten, unterliegen keiner Kontingentierung“, erläutert der LH. Betriebe mit weniger als 1,5 bzw. mehr als sechs Hektar hingegen seien zum Überleben nicht auf den UaB angewiesen, so Kompatscher.
Gegen die Bettenstopp-Regelung stimmten der Pusterer SVP-Bezirksobmann Meinhard Durnwalder, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal, Robert Alexander Steger, sowie der SVP-Landtagsabgeordnete und Bauern-Vertreter Franz Locher. Letzter bescheinigt der Landesregierung zwar, „nach langem Hin und Her einen Schritt nach vorne“ gesetzt zu haben. Das Gesetz und die Durchführungsbestimmungen seien aber nach wie vor zu unklar formuliert. „Mir persönlich sind die Ausnahmen zu wenig im Gesetz verankert“, sagt Locher. Seine Gegenstimme sei aber auch als Kritik an der Arbeitsweise zu verstehen. „Wir haben die Durchführungsbestimmungen zwar schon vor Verabschiedung des Gesetzes erhalten. In diesen wird aber auf x Gesetzesartikel verwiesen, weshalb es kaum möglich ist, sich einen Überblick zu verschaffen“, bemängelt der SVP-Politiker. Positiv hervorzuheben sei, dass das Einvernehmen mit dem Gemeinendenverband und der zuständigen Gesetzgebungskommission im Gesetz verankert werde. „Leider steht aber nicht, welche Kommission hierfür zuständig ist: die zweite oder die dritte“, spielt Locher auf den jüngsten Eklat im Landtag an: Nachdem Locher und Co. Anfang Juli im 2. Gesetzgebungsausschuss das Gesetz aufgeweicht und den Urlaub auf dem Bauernhof vom Bettenstopp ausgenommen hatten, hatte der HGV-Vertreter Helmut Tauber mithilfe der Arbeitnehmer im 3. Gesetzgebungsausschuss kurzerhand eine Verschärfung des UaB beschlossen.
Der Bettenstopp wird bereits kommende Woche im Landtag behandelt. Es ist davon auszugehen, dass Schulers Vorschlag mehrheitlich gutgeheißen wird. Die Lega hat bereits ihre Zustimmung signalisiert, was den PD-Abgeordneten Sandro Repetto zu einem bissigen Kommentar verleitet hat: „Die neue Betten-Norm wurde den Lega-Landesräten mündlich vorgestellt. Die SVP kann sich einen internen politischen Kampf leisten, weil sie weiß, dass die beiden Italiener in der Landesregierung alles gutheißen werden, was sie beschließt. Nichts Neues unter der Sonne: Die Lega spielt weiterhin ihre Rolle als passive Dienerin der SVP“, giftete Repetto auf Facebook. Vize-LH und Lega-Kommissar Giuliano Vettorato will diesen Seitenhieb nicht unkommentiert stehen lassen: „Die Sitzung ist nicht so verlaufen, wie es Repetto darstellt. So habe ich beispielsweise wichtige Zugeständnisse bei der Förderung der Fernwärmeanlagen erzielen können. Aber was solls? Gönnen wir Repetto diese kleinen kleinen Befriedigungen.“
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Kommentare (22)
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andreas
Kleindurnwalder und Steger sind also dagegen, die Anti-LH Fraktion gibt es also noch.
Es wäre dringend notwendig zu verbieten, dass manche jede Wohnung und jedes Haus in Dörfern anmieten und dann auf AirBnb anbieten.
Nebenbei sind die UAB der Obstbauern teilweise Villen und hochwertiger ausgestattet als manches 4 Sterne Hotel.
gulli
Stop dem Bettenstop! Wir verdanken dem Tourismus unseren Wohlstand. Alle Wiesen und Wälder mit Hotels verbauen. Wir müssen wachsen, der Rubel muss rollen…
perikles
Herr Steger ist eigentlich auch Bürgermeister der Gemeinde Prettau. Bevor er sich der grossen Landespolitik hingibt, sollte er besser seine Hausaufgaben machen und dafür sorgen, dass seine Gemeinde nicht ausstirbt.
vinsch
und was ändert das jetzt beim Wildwuchs von Airbnb??? Privatzimmervermieter gibt es eh schon keine mehr, denn mit 12 Betten nicht überlebensfähig und dann noch die unlautere Konkurrenz von Airbnb….. Dieser Artikel ist wieder einmal dermaßen schlecht geschrieben, man will den Anschein erwecken, dass man in Südtirol Airbnb in Griff hat ….
besserwisser
16 betten darfst du als privatzimmervermieter haben. da kann man, wenn man selber arbeitet, sehr gut davon leben.
frechdachs
Das Bild suggeriert eigentlich ein ganz anderes Probkem: unbefriedigte Frau im Bett neben zufrieden schlafenden Mann
gredner
hihi, das sehe ich genauso. Die haben wohl kein passenderes Bild gefunden…
exodus
Airbnb das beste und unkontrollierteste System um schnell und problemlos zu Schwarzgeld zu kommen!
klum
Erstens reicht es sämtliche Förderungen und Beiträge für UaB zu streichen.
Zweitens auch alle anderen Förderungen und Betriebsbeihilfen für Hotel- oder andere Betten sind einzustellen.
Dann dürfte sich das Problem von Over-Tourism von alleine lösen. Es hat doch keinen Sinn etwas mit Steuergeld zu fördern, was man auf der anderen Seite mit Gesetzen verbieten muss.
– Dem Locher sei gesagt, dass er nicht länger mit Minderheitenmeinung eine ganze Partei zum Narren halten soll. Weil irgendwann könnte dann ein/e andere/r KollegIn auch ernste Bauernprobleme nicht durchwinken bzw. zu ernsthaften Vorschlägen in Opposition gehen. Andernfalls kann der Locher endlich eine richtige Bauernpartei gründen und dann schauen wie er die Mehrheiten für seine Anliegen zusammen bringt. Also einfach irgendwann MUTO – es reicht!
– Die alteingesessene Hotellerie und Gastronomie hat längst selbst erkannt, dass der Zenit in Sachen Betten erreicht ist. Es gibt einfach nicht mehr genügend Personal für MEHR. Viele Hotels mit Gastbetrieb konnten heuer den Bar- und Restaurant-Betrieb eh nicht öffnen, weil kein Personal verfügbar ist. Und selber buggeln, speziell am Wochenenden, sind ja auch nicht mehr alle gewohnt.
sougeatsnet
@klum bin volle damit einverstanden
@gredner die Onlineportale Airbnb und Co. könnten leicht von der Finanzpolizei kontrolliert werden, wenn nur der Wille bestünde! Nur dies gefällt den teuren lokalen Vermarktungsportalen nicht, da deren Überflüssigkeit damit erwiesen wäre, sie aber mit Steuergeldern gefüttert werden.
hannelore
Die Politik in Südtirol hat ein Wohnungsproblem. Gelöst wird es über den unteren Mittelstand. Die Familie, die eine Kleinwohnung zur Verfügung hat und sich damit ein kleines Zubrot verdienen möchte, soll diese Wohnung nun fix vermieten. Die Bettenburgen der Hotellierie und der Großbauern (bis zu 150 Betten!) bleiben unangetastet. Das ist Mittelstandspolitik in Südtirol!