Wirbel um Nazi-Marsch
Laut der „Süddeutschen Zeitung“ hätten zwei Blasmusikkapellen aus dem Zillertal beim Trachtenumzug auf dem Oktoberfest einen Nazi-Marsch gespielt.
Die „Süddeutsche Zeitung“ titelt in ihrer Online-Ausgabe:
„Tiroler Blaskapellen spielen Nazi-Marsch beim Wiesn-Umzug.“
Zwei Blasmusikkapellen aus dem Zillertal hätten beim Trachtenumzug auf dem Oktoberfest den „Standschützenmarsch“ gespielt. Ein Musikwissenschaftler nennt das Stück ein „Emblem für die NS-Zeit in Tirol“, so die „Süddeutsche Zeitung“.
Und der Obmann des zuständigen Zillertaler Blasmusikverbandes rechtfertigt sich damit, dass kein Verbot bestehe, den Marsch zu spielen
In dem Artikel von Thomas Jordan heißt es:
„Der alljährlich am ersten Oktoberfest-Sonntag stattfindende Trachten- und Schützenumzug ist ein Fest des Brauchtums, der Tradition und auch eine Feier unterschiedlicher Kulturen: Von den 9500 Mitwirkenden dieses Jahr stammten rund 25 Gruppen aus anderen europäischen Ländern wie Italien, Polen, Kroatien und der Schweiz. Umso verstörender ist es, wenn sich in diesen Musikumzug ein Missklang aus brauner Vergangenheit mischt.
So wie es dieses Jahr bei den zwei Blasmusikkapellen aus Tux und Finkenberg im Zillertal in Österreich der Fall war, die den ,Standschützenmarsch‘ des Tiroler Komponisten Sepp Tanzer intonierten.“
Der Musikwissenschafter Kurt Drexel von der Uni Innsbruck nennt den „Standschützenmarsch“ ein „Emblem für die NS-Zeit in Tirol“.
Nicht nur, dass sein Komponist den 1942 geschriebenen Marsch dem damaligen Gauleiter von Tirol, Franz Hofer, gewidmet und dass Tanzer einst persönlich vor Hitler und Mussolini am Brenner dirigiert habe. Der Marsch, der das gesungene Trio „Hellau, mir sein die Tirolerbuam“ und die Zeile „Hellau, jetzt soll’s zum Kampfe gehn'“ enthält, sei auch typisch für die Strategie der Nationalsozialisten nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938:„“Man hat immer versucht, aus der Geschichte Figuren und Ereignisse zu holen, und in die Nazi-Geschichte einzubauen“, so Drexel in der „Süddeutschen Zeitung“. Ein Stück mit ganz expliziter Nazi-Symbolkraft also.
Die „Süddeutsche Zeitung“ erinnert daran, dass der Blasmusikverband des Landes Tirol im Jahr 2013 für seine Mitglieder die „Empfehlung“ ausgesprochen habe, „auf das Spielen dieses Marsches aus Respekt vor den Opfern des NS-Regimes zu verzichten.“
Auch in Südtirol war im Jahr 2013 eine heftige Polemik entbrannt, weil Südtiroler Musikkapellen Werke von Sepp Tanzer und des Antisemiten und NS-Schergen Josef Eduard Ploner gespielt hatten.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.