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Falsche Federn

doktorhut-peterDas Bildungsressort schafft die akademischen Titel ab. Endlich. Das vereinfacht die Arbeit in den Ämtern und beendet eine unwürdige Praxis der Brennerdoktoren.

von Silke Hinterwaldner

„Es war immer ein großer bürokratischer Aufwand, alle Titel korrekt anzuführen. Andererseits bestehen manche darauf, nicht als Doktor angesprochen zu werden. Das ist alles kompliziert und zeitaufwändig.“

Thomas Summerer sitzt an zentraler Stelle im deutschen Bildungsressort und ist erstmal erleichtert, dass bei ihm im Amt keine akademischen Titel mehr geführt werden müssen. Das macht die Arbeit wesentlich einfacher, spart Zeit, Geld und vermeidet Konflikte oder Missverständnisse.

An und für sich ist dies eine Maßnahme, die längst überfällig erschien. Gerade im Schulamt hat man jetzt Nägel im Köpfen gemacht, möchte man doch glauben, dass vor allem jene, die für die Bildung arbeiten, großen Wert auf ihre eigene akademische Ausbildung legen. Aber weit gefehlt. „Das Thema brannte vielen schon lange unter den Nägeln“, sagt Summerer, „jetzt haben wir eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen. Keiner besteht auf seinen Doktortitel.“ Vielleicht hat diese Entscheidung Signalwirkung für andere Ämter, Schulen und Ressorts.

In einem Brief ließ Schulamtsleiter und Ressortdirektor Peter Höllrigl seine Mitarbeiter am 30. Juni wissen: „Aufgrund der verschiedenen Auslegungen zur Angabe der akademischen Titel wurde beschlossen, in allen Schreiben jeglicher Art den akademischen Titel wegzulassen, um Fehlangaben zu vermeiden.“ Nicht nur bei der Unterschrift wird jetzt Mag. oder Dr. oder Dott. fehlen, sondern auch in der Korrespondenz selbst.

„Da hat man wohl Angst vor den Brennerdoktoren bekommen“, scherzt ein Mitarbeiter im Schulamt. Auch er hat immer wieder erleben müssen, wie leicht man sich im Dschungel der akademischen Titel verirren kann, ganz besonders in Südtirol. Schließlich darf sich jemand, der in Österreich einen Bachelor, Magister oder einen Mastertitel erworben hat, in Italien „Dottore“ nennen, manche Südtiroler machen gleich einen „Doktor“ daraus, was eigentlich nicht ganz den akademischen Würden entspricht.

Nachdem aber die Landesräte bereits vor einem Jahr angekündigt hatten, ihre akademischen Würden in den Hintergrund zu rücken (auch wenn im Netz immer wieder mehr oder weniger falsch verwendete akademische Grade auftauchen), scheint es nur logisch, wenn auch die Unterteufel nachziehen.

Schließlich hatten die Grünen im Landtag bereits im Mai 2015 die „akademische Falschmünzerei“ zum Thema gemacht. Der tatsächlich promovierte Abgeordnete Hans Heiss hat sich aber erst vor einigen Wochen wieder im Landtag darüber beklagt, dass man wohl einen entsprechenden Beschlussantrag , dieses unwürdige Schauspiel zu beenden, mit großer Mehrheit angenommen hatte, passiert sei in der Folge allerdings nicht viel.

Dass Ende Juni jetzt Schulamtsleiter Höllrigl mit diesem Schreiben an seine Mitarbeiter einen Schritt gesetzt hat, darf positiv angemerkt werden. Bleibt abzuwarten, ob sich tatsächlich alle daran halten und ob andere Behörden und Politiker nachziehen.

Die Maßnahme betrifft nur die Mitarbeiter von Schulamtsleiter Höllrigl. Die Lehrer selbst sind davon ausgenommen, da jede Schule autonom entscheiden darf, wie sie mit den Titeln ihrer Lehrer, in Mittel- oder Oberschule auch gern Professoren genannt, umgeht. „Aber“, sagt Petra Nock von der Lehrergewerkschaft im ASGB, „bei den Lehrern wird der Titel ohnehin meist unterschlagen. Sie kommen schon länger ohne akademischen Titel aus.“ Bei den Schulführungskräften und um Schulamt selbst sah das zumindest bisher immer anders aus. Sie haben sehr wohl gern auf ihren akademischen Grad bestanden.

 

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