Professor Fingerle
Die Benko-Gegner nutzen nun sogar öffentliche Schulen, um gegen das Kaufhausprojekt Stimmung zu machen.
von Artur Oberhofer
Die SchülerInnen der 4. Klassen des Realgymnasiums Bozen staunten nicht schlecht, als sie am vergangenen Donnerstag zu einer „Versammlung“ in die Aula Magna bestellt wurden. Zwischen 11.25 und 13.05 Uhr, also in der 5. und 6. Schulstunde, durften die SchülerInnen einem Vortrag des Bozner Architekten Christoph Mayr Fingerle lauschen.
Es ging bei diesem Vortag nicht etwa um die Ästhetik der Baukunst oder um eine Zeitreise durch die Geschichte der Architektur, nein, es ging um das sogenannte Requalifizierungsprojekt am Bozner Busbahnhof, um das Benko-Kaufhausprojekt.
Das Bemerkenswerte an dieser innerschulischen Veranstaltung: Christoph Mayr Fingerle ist bekennender Gegner dieses Projektes, und er engagiert sich in verschiedenen Gegen-Bewegungen wie beispielsweise der Gruppe „Città nostra – unsere Stadt“.
Die Reaktion der Betreiber des Benko-Projektes, die von Schüler-Eltern auf den Propaganda-Auftritt des Architekten Mayr Fingerle an einer öffentlichen Schule aufmerksame gemacht worden warn, ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Der Präsident der Kaufhaus Bozen GmbH, Heinz Peter Hager, hat einen geharnischten Brief an die Schulleiterin Ingrid Keim verschickt.
In dem Brief, der auch dem Schullandesrat, dem Schulamtsleiter und dem Landeshauptmann zugestellt wurde, heißt es unter anderem:
„Herr Mayr Fingerle ist, wie Sie wissen, öffentlich bekennender Gegner dieses Projektes (…). Dementsprechend war nach unserer Kenntnis auch die Ausrichtung seines Vortrages eine höchst parteiische Gegen-Propaganda samt Film und anderen Darstellungen, wie sie von ,Città nostra – unsere Stadt“ bereits des Öfteren auch öffentlich aufgeführt wurden. Diese Vorgangsweise ist ungesetzlich! Die Schule als öffentlich-amtliche Struktur unterliegt der Pflicht der Unparteilichkeit. Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass dieser parteiische Auftritt von Herrn Mayr Fingerle während der Unterrichtszeit erfolgt ist. Andere Schulen, wo ähnliche Vortärge angeboten wurden, habe die nach unseren Informationen abgelehnt.“
Der Hintergrund scheint klar: Da bei der Bürgerbefragung auch Jugendliche ab 16 stimmberechtigt sind, haben die Benko-Gegner offenbar die Schule(n) als Bühne nutzen wollen.
Die KHB fordert nun von Schulleiterin Ingrid Kiem, dass auch ihre Experten in der Schule auftreten und das Benko-Projekt vorstellen dürfen – „damit das Gebot der Unparteilichkeit eingehalten“ werde. Und zwar schon in der nächsten Woche.
Die TAGESZEITUNG hat am Freitag bei Direktorin Ingrid Keim eine Stellungnahme einholen wollen.
Sie ließ ausrichten, dass sie „wegen diverser Klassenratssitzungen keine Zeit“ habe.
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